Übersetzung aus dem Hindi und Nachwort von Johanna Hahn
Der Sammelband „Im Labyrinth“ von Sara Rai gehört zu den erfolgreichsten Draupadi-Büchern. Am 16. Mai wurde der Hindi-Schriftstellerin in Coburg der Rückert-Preis überreicht. Ausführliche Berichte darüber gibt es auf der Homepage des Literaturforums Indien. Darüber hinaus wurde das Buch in die Litprom-Bestenliste Weltempfänger aufgenommen.
"Die Erzählungen der Inderin Sara Rai (*1956) fangen auf kleinem Raum existenzielle Situationen ein. Sie sind atmosphärisch, detailreich und oft humorvoll, lassen die Leserin eintauchen ins indische Alltagsleben zwischen Globalisierung und der Macht sozialer und ethnischer Unterschiede. […] Die Übersetzerin Johanna Hahn hat für ihre Erzählungen und Essays ein lebendiges Deutsch gefunden. Eine Entdeckung!“
Martina Läubli, Neue Züricher Zeitung, 30.6.2019
„Sara Rai zeigt sich als Menschenbeobachterin von besonderem Talent. Familienbeziehungen spielen in ihren Erzählungen eine große Rolle, auch die Formen der Gastlichkeit, das Essen, die Kleidung, die Wohnung, selbst das Wetter. Ihre Erzählungen gleichen Miniaturen voller Details, die aber nur dazu dienen, Zustände des Menschseins umso genauer zu beschreiben. Sehr vielstimmig wirkt der Klang ihrer Sprache.“
Franz Schneider, Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg
2019, 192 Seiten, 18,00 Euro, ISBN 978-3-945191-43-9
"Der Schriftsteller Salman Rushdie soll gesagt haben, die spannendste Literatur aus Indien werde nunmehr in englischer Sprache verfasst. Ein absurdes Diktum über ein Land, in dem Vielsprachigkeit zum Alltag gehört. Wie absurd dieses Diktum ist: Das kann man erahnen, wenn man nun den sehr gelungenen Band ‚Im Labyrinth‘ mit Erzählungen der Schriftstellerin Sara Rai zur Hand nimmt. […] Was sofort betört, ist die Gabe der Autorin, von der ersten Zeile eine dichte Atmosphäre zu schaffen und den Leser so in ihre Geschichten hinein zu ziehen. Rai ist eine genaue Beobachterin; ihre Geschichten leben von Details, die jedoch nie Dekor sind, sondern immer Türöffner in die Welten, die sie beschreibt. Dies sind zumeist die Innenwelten ihrer Protagonisten – die oftmals einsam wirken, wie etwa Shekhar, der gescheiterte Sohn eines reichen Mannes, der nie in der Lage war, etwas aus den Möglichkeiten zu machen, die das Leben ihm an die Hand gegeben hat. Oder die kleine Reshmi, die sich aus magischem Aberglauben heraus für das Schicksal ihres älteren Bruders verantwortlich fühlt. […] Dass die Veränderungen in Indien immer auch gewaltsamer Natur waren, verschweigt Sara Rai nicht: Eine der Erzählungen spielt auf die Zerstörung der Babri-Moschee in Gujarat im Jahr 1992 an, der Ausschreitungen gegen Muslime folgten. Auch in den jüngeren Texten finden brisante gesellschaftliche Themen Platz: ‚An der Kante‘ beleuchtet die noch immer sozial geächtete Homosexualität, die es Männern selbst in modernen Metropolen wie Delhi und Mumbai unmöglich macht, eigenen Vorstellungen gemäß zu leben und zu lieben. Die Geschichte ‚Tatverdächtiger flüchtig‘ wiederum – ein linguistisches Bravourstück – handelt von Gewalt gegen Frauen, ausgehend von einem Vergewaltigungsfall, der 2013 die Medien und das ganze Land beschäftigte. Das mag düster klingen. Dem aber ist nicht so: Immer liegt über den Erzählungen ein Schimmer von Neuanfang und Zuversicht. Sara Rai intoniert insofern keinen nostalgischen Schwanengesang. Ihre Erzählungen sind im Hier und Jetzt verankert – und offenbaren eine so wache wie wagemutige Autorin, deren Stimme hoffentlich auch über die Grenzen Indiens hinaus Gehör finden wird."
Claudia Kramatschek im SWR2
„Im Labyrinth“ mit diesen Worten: „So unterschiedlich wie die Inhalte der Erzählungen sind auch die Sprachstile und Register, die Sara Rai verwendet. Dies reflektiert zum einen die sprachliche und kulturelle Vielfalt Indiens, zum anderen aber auch die Biografie der Autorin selbst. Sie verwendet verschiedene Sprachen, Dialekte, Stile und schafft es dabei, die fiktive Welt vor den Augen der Leser*innen entstehen zu lassen. Stilistisch ist die Sammlung eine absolute Wohltat, es macht einfach nur Freude, in diese Geschichten einzutauchen. Auch wenn sie zum Teil dunklere Themen behandeln, wirkt die Atmosphäre der geschilderten Situation nie düster. Denn auch an schwierigen Stellen setzt die Autorin mit viel Feingefühl auf Humor und es gelingt ihr, die Stimmung nicht zu bedrückend werden zu lassen.”
Theresa Spreckelsen, Blog der Humboldt Universität Berlin
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